Gedankenweitsprung

Von Philosophie bis Pixel: Gedankengänge und kreative Welten


Die Sicherheit der Anonymität

In meinem ersten Beitrag hatte ich davon geschrieben, dass ich vor der leeren Seite saß und nicht wusste, was ich schreiben sollte, obwohl mir so viele Ideen im Kopf herumschwirrten.

Ich glaube die Ursache liegt nicht (nur) an einem generellen, akuten Blackout, sondern auch an der Tatsache, dass ich hier nun mit meinem Namen offiziell im Internet auftrete. Meine Einträge können von Menschen gelesen werden, die mich kennen oder auch nicht kennen. Auch wenn es nur kleine Teile von mir selbst sind, die ich hier schreibe, ist es doch für mich eine ganze Menge.

Das wiederum macht mich auf eine Weise und in einem Ausmaß verwundbar, dass ich nicht gewohnt bin, erstrecht nicht im Internet. Es ist nicht so, dass ich als anonyme Person je Meinungen vertreten hätte, die nicht vertretbar sind oder mich irgendeines Fehlverhaltens schuldig gemacht hätte – trotz Anonymität habe ich gewisse Grundwerte im Umgang mit Menschen, die ich mit oder ohne Namen pflege. Aber alleine schon das Wissen darum, dass es nicht länger „DieguteDame“ ist (oder welche Nicknamen ich mir je gegeben hatte oder gab), sondern schlicht und einfach „Susanne“, die hier schreibt, macht mich unsicher und lässt mich noch häufiger hinterfragen, ob und was ich hier schreibe, bevor ich es tue (was natürlich nicht zwingend etwas schlechtes sein muss – manche Menschen sollten das ruhig öfter tun).

Dieses Hinterfragen führt logischerweise dazu, dass es mir schwerer fällt, überhaupt etwas zu schreiben. Viel zu groß ist (noch) die Angst, dass ich etwas „falsches“ schreiben könnte. Etwas, das mehr Leuten vor den Kopf stößt (oder den falschen) oder schlicht inhaltlich falsch ist, wodurch ich mich als – oh wie schrecklich – fehlbares Individuum zeige.

Hinzu kommt die Unberechenbarkeit des Internets. Es ist nicht so, dass ich glaube, mit diesen Texten je eine riesige Zielgruppe zu erreichen, aber wie viele ich letztlich erreiche und was sie persönlich mit meinen Worten machen, kann ich nicht absehen. Nicht, dass das je möglich war, aber das Spektrum an Möglichkeiten ist ein anderes, wenn ich mich anonym im Internet bewege. Es kann niemand, den ich kenne, auf mich zukommen und sagen „Das was du schreibst ist Unsinn“, denn niemand weiß, dass ich es bin, die das schreibt.

Aber das ist eine Konsequenz, über die ich mir im Klaren war und mit der ich jetzt umgehen muss. Und vielleicht ist es ein Entwicklungsschritt, der langfristig eine Bereicherung sein kann: Die Sicherheit der Anonymität zu verlassen und eine Sicherheit in der eigenen Person, auf eine ganz neue Weise, zu entwickeln.

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