Während ich im Bett liege und einschlafen will denke ich oft nach und habe auch immer mal wieder die ein oder andere Idee. Oft geraten sie in Vergessenheit oder sie stellen sich rückblickend schlicht und ergreifend als Blödsinn heraus.
Gestern hatte ich wieder eine, die ich aber tatsächlich gerne einmal ausprobieren möchte. Ich stagniere aktuell mit meinem Buch und eine Sache, die mich an meinen Texten stört sind die doch relativ platten Dialoge. Dem möchte ich Abhilfe schaffen, indem ich das Schreiben von Dialogen übe. Dafür möchte ich heute einen Text schreiben, der ganz nach dem Vorbild der platonischen Dialoge funktioniert: Insbesondere die Philosophen der Antike haben dabei gerne ihre Ideen nicht, wie wir heute, in einem langen, monologischen Text verfasst. Vielmehr haben sie einen Dialog geschrieben, in dem ein Charakter anderen Charakteren ihre Gedanken erklärt. Das möchte ich einmal gerne ausprobieren.
„Du hast aber komische Ideen, es wird schon einen Grund haben, dass dieser Stil aus der Mode geraten ist!“
„Gibt es das nicht immer wieder, dass es Dinge gibt, die aus der Mode gerieten, von denen Menschen sich wünschten, dass sie wieder mehr Beliebtheit erlangen würden?“
„Zum Beispiel?“
„Na ja, also wenn wir schon mal bei der Antike sind: Damals war es üblich, seinen Standpunkt in Debatten zu präsentieren, denn wenn man nicht gegen andere Stand hielt, war er für andere uninteressant.“
„Hm, ja das klingt tatsächlich nicht schlecht. Das wäre die ultimative Konter gegen Polemik!“
„Nicht wahr? Als ich davon gehört habe, habe ich mir das auch gedacht! Parteien wie die AFD können doch nur so gut ihre Botschaften in die Welt hinaustragen, weil sie hingenommen werden, ohne dass sie ihre Aussagen je in der Öffentlichkeit auf den Prüfstand stellen müssten!“
„Aber es gibt doch die Bundestagsdiskussion?“
„Ja schon aber das schaut doch kaum einer. Und ich habe aktuell ein Projekt, bei dem ich Reden analysieren muss… ist dir klar, wie viele das sind? Mein Programm lief eine Stunde durch ohne ein Ergebnis auszuspucken, mehr sage ich dazu nicht.“
„Irgendwie sagt mir das nichts, was du mir da erzählst.“
„Ist auch nicht so wichtig. Auf jeden Fall sind die Bundestagsreden schön und gut, es ist wirklich sinnvoll, dass sie öffentlich sind, aber das reicht einfach noch nicht.“
„Was fehlt denn noch?“
„Zum Beispiel Talkshowmoderatoren, die die richtigen Fragen stellen.“
„Die da wären?“
„Also wenn ein Politiker – unabhängig von seiner Partei – irgendetwas sagt, was eigentlich nichts aussagt… sagen wir mal ‚Wir müssen Deutschland schützen!’… dann könnten wir möglicherweise für mehr Klarheit sorgen, indem wir fragen: ‚Und wie möchtest du das machen?’“
„Ja gut, und dann ist die Antwort eben ‚Flüchtlingsströme stoppen!’“
„Das kann sehr gut sein. Dann könnte man fragen: „‚Wie willst du das machen?’“
„Toll und die Antwort ist dann eben ‚Grenzen schließen!’“
„Wahrscheinlich. Aber wie genau soll das aussehen? Ist ja nicht so als würden wir nicht mit sehr vielen Ländern handeln. Wir exportieren und importieren viel.“
„Das kann man ja kontrollieren, wer reinkommt und wer raus.“
„Kann man das? Ich weiß ja nicht. Wenn man sich mal die USA ansieht, dann funktioniert das irgendwie nicht so. Und ehrlich gesagt möchte ich eigentlich gerne in einem offenen Land leben, in das jeder kommen kann, der Hilfe benötigt.“
„Das klingt ja schön und gut, aber wir haben nicht unendlich Ressourcen!“
„Dir ist klar, dass ein Staat sich nicht verschulden kann? Also doch, faktisch schon. Vor Allem die Leute, die mindestens ihre 5. Millionen haben. Die könnten ruhig was abgeben.“
„Wie der Staat kann sich nicht verschulden?“
„Das würde ich gerne Experten überlassen, das zu erklären, ich habs nicht so mit Wirtschaft, ich bin immernoch Philosophin.“
Abschlussbemerkung
…also das ist jetzt politischer gewesen, als ich es eigentlich wollte. Aber ich denke, das Grundprinzip ist klar geworden. Es hat sich ziemlich komisch angefühlt, am Anfang etwas mühselig, bis ich wirklich in den Flow gekommen bin. Ich weiß nicht, ob die Einwände in diesem Dialog realistisch sind, das sind Dinge die mir spontan gekommen sind.
Hinsichtlich politischer Themen befinde ich mich in einem gewissen Zwiespalt. Ich bin eigentlich ein sehr politischer Mensch, auf der anderen Seite tendiere ich dazu, mich sehr schnell zu ärgern, wenn jemand Unsinn erzählt. Das ist vielleicht auch ein Vorteil an Dialogen mit sich selbst, da bleibt alles schön sachlich.
Jedenfalls werde ich das Konzept vielleicht öfter umsetzen, aktuell bringt mich das irgendwie mehr in einen Schreibflow als der Versuch, einen einfachen Text zu schreiben.
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